Standardmodell der Kosmologie: Das Universum von der Planckzeit bis zur Jetztzeit und ein Blick in die Zukunft unserer Sonne
Vor rund 14.109 Jahren nahm das Universum mit dem Big Bang seinen Anfang.
In den ersten 10-43 s (Planckzeit) besteht das Universum aus Strings, alle 4 Wechselwirkungen sind noch in einer fundamentalen Urkraft vereint. Eine Theorie, die diesen Zeitraum beschreibt, eine sogenannte Theory of Everything - ToE - ist eine Quantengravitationstheorie. Die Stringtheorie ist eine solche Theorie.
Unmittelbar nach der Planckzeit spaltet sich als erstes die Gravitation ab, sodass nach der Grand Unified Theory - GUT - die starke, schwache und elektromagnetische Kraft noch immer in einer einzigen fundamentalen GUT-Kraft vereint sind. Zu diesem Zeitpunkt hatten noch alle Teilchen die Ruhemasse Null, waren nicht unterscheidbar und das Universum war symmetrisch.
10-36 s nach dem Urknall war das Universum 1028 K heiß, was einem Energieäquivalent von 1016 GeV entspricht. (Zum Vergleich, der LHC vom Cern erreicht gerade mal 1,3.104 GeV). Es kam zur Aufspaltung der GUT Kraft in die starke Wechselwirkung und in die elektroschwache Wechselwirkung.
Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem der Higgs Mechanismus einsetzte. Durch die Abkühlung des Universums kondensiert das Higgs Feld, die Symmetrie wird gebrochen, die schwach wechselwirkenden Teilchen erhalten ihre Masse und werden langsamer als die Lichtgeschwindigkeit.
Nun ist es aber so, dass das Vakuum einen höheren Energiewert hat, wenn das Higgsfeld Null ist und das Vakuum den niedrigsten Energiewert (Vakuumerwartungswert) hat, wenn das Higgsfeld einen von Null verschiedenen Wert einnimmt. Stichwort: Sombrerokurve. Ein Zustand an dem das Higgsfeld Null ist stellt also ein instabiler Zustand dar, weil es andere, niederenergetischere Zustände gibt.
Die Theorie des inflationären Universums geht davon aus, dass das Higgsfeld während des Kondensierens am - an sich instabilen - Punkt „hängengeblieben“ ist, an dem das Higgsfeld zwar Null und die Energie nicht das Minimum ist. Nachdem sich das Universum weiterhin ausdehnt, entsteht ein „unterkühltes“ Higgsfeld mit einer für die Temperatur des Universums zu hohen Energie.
Während des Zeitraums von 10-36 s bis 10-34 s nach dem Urknall erfolgt die Symmetriebrechung der elektroschwachen Wechselwirkung, aber die Masse die entsteht ist zunächst auf Grund der Unterkühlung des Higgsfeldes negativ und hat daher keine anziehende sondern eine abstoßend wirkende Gravitationskraft die bewirkt, dass sich das Universum exponentiell um das ca. 1026 ausdehnt (Inflationäres Universum).
10-34 s nach dem Urknall nimmt das Higgs Feld letztlich jenen von Null verschiedenen Wert an, bei dem Vakuumerwartungswert ein Minimum ist und es entstehen die Quarks, die Leptonen und die Bosonen, die die gewöhnliche Materie ausmachen.
Das strahlungsdominierte Universum dehnt sich nach der Phase der Inflation gemäß den Friedmann Gleichungen aus. Das Universum besteht aus Photonenstrahlung und aus freien relativistischen (v= fast Lichtgeschwindigkeit) Elementarteilchen.
10-11 s nach dem Urknall, bei einer Temperatur von 1015 K zerfiel auch noch die elektroschwache Kraft in die schwache Kernkraft und in die elektromagnetische Kraft, womit alle 4 heutigen Wechselwirkungen individuell ausgeprägt vorliegen.
10.000 Jahre nach dem Urknall liegt dann ein materiedominierten Universum vor, in dem die nicht-relativistische Masse dominiert und es bilden sich erste positiv geladene Nukleonen. Deuteron (das einfachste gebundene Nukleonensystem, also der Atomkern vom Deuterium, dem schweren Wasserstoff) entsteht.
Ungefähr 380.000 Jahre nach dem Urknall ist das Universum auf unter 3.000° K abgekühlt und die Epoche der Rekombination (Vereinigung positiver und negativer Ladungsträger = 1. Phasenübergang) beginnt. Teilchen kollidieren und geben dabei kinetische Energie ab und die Gravitation gewinnt die Oberhand. Es bilden sich elektrisch neutrale Wasserstoffatome und Heliomatome. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Universum noch nicht einmal Objekte von der Größe eines Staubkorns. Das Universum ist für Photonen teilweise undurchlässig und dunkel.
Nach 108 Jahren beginnen die verdichteten Nebel zu kollabieren und zu rotieren.
Nach 109 Jahren haben sich erste Zwerggalaxien, zunächst aber noch ohne Sterne gebildet, die erst nach weiterer Abkülung des Universums an den dichtesten Stellen entstehen.
Nach 150 Millionen bis 1 Milliarde Jahre nach den Urknall kommt es zum 2. Phasenübergang der Epoche der Reionisierung, da sich zuvor bereits massereiche Sterne mit hoher Oberflächentemperatur bildetet haben, deren Ultraviolettstrahlung energiereich genug war um den Wasserstoff wieder in ein zurück in ionisiertes Plasma zu verwandelten. Aus dem dunklen Universum wird ein lichtdurchlässiges Universum, denn freie Elektronen können keine Energie von Photonen aufnehmen sonder sie allenfalls (selten) streuen.
Nach 1010 Jahre bildet sich eine Akkretionsscheibe, in deren Schwerpunkt verdichtet sich ein kugeliger Stern, die Protosonne unserer heutigen Sonne. Diese ist noch millionenfach voluminöser als es die Sonne heute ist.
Die Protosonne schrumpft unter der Schwerkraft und vereint 99% der Masse der Akkretionsscheiebe in Form eines Plasmas. Sobald die Temperatur im Plasma über 3 Million Grad erreicht, fusioniert statistisch ein bestimmtes Proton 1H im Schnitt nach 14.109 Jahre (zum Glück so selten = Lebensdauer der Sonne!) mit einem zweiten Proton 1H , zu einem Deuteriumkern 2H (1 Proton, 1 Neutron; „schwerer Wasserstoff“), wobei zusätzlich ein Positron, ein Elektronneutrino und Energie frei werden.
1,4.1010 Jahre = heute : Das Universum ist auf 2,7 K abgekühlt. Die Hitze der Kernfusion baut einen von innen nach außen gerichteten Gasdruck auf. Durch die Rotation der Sterne entsteht zudem eine von innen nach außen gerichtete Zentrifugalkraft. Die thermonukleare Fusion setzt eine 3. nach außen gerichtete Strahlung in Form von Photonen frei, die beim Auftreffen auf andere Objekte einen Strahlungsdruck erzeugen. Diese 3 Drücke wirken der nach innen gerichteten Gravitation entgegen, sodass sich ein sogenanntes hydrostatisches Gleichgewicht einstellt, welches verhindert, dass die Sonne unter ihrer eigenen Gravitation kollabiert und stabil ist.
In der Folge entstehen auch noch die Planeten aus den Überresten der Akkretionsscheibe und Sonnensysteme wie auch dasjenige unserer Sonne sind entstanden. Die Masse unserer Galaxie (Milchstraße) beträgt ca. 950 Milliarden Mal die Masse unserer Sonne. Davon 15% entfallen auf die 300 Milliarden Sterne und 85% auf Dunkle Materie.
Unsere Sonne ist vor ca. 4,5 Milliarden Jahren entstanden und wird noch ca. 6 Milliarden Jahre weiter Wasserstoff zu Helium brennen. In 1 Milliarde Jahren wir die Sonne um 10% heller sein und die Erde so erhitzen, dass alle Kontinenten nur mehr von Wüsten bedeckt sein werden. In 3,5 Milliarden Jahren wird die Sonne um 40% heller sein und das Wasser der Meere verdampft haben. In 7,5 Milliarden Jahren wird sich die Sonne zu einem Roten Riesen aufblähen und sich, abhängig davon wie viel und wie schnell die Sonne Masse ins Universum abgibt, sogar bis Erdumlaufbahn ausdehnen. In 7,7 Milliarden Jahren wird im Kern der Sonne das Heliumbrennen einsetzen und die Sonne wird sich letztlich in einen Weißen Zwerg bestehend aus Sauerstoff, Helium und Kohlenstoff verwandeln. Einige weitere Milliarden Jahre später wird dieser Weiße Zwerg dann kalt und dunkel sein.
Unsere 13,6 Milliarden Jahre alte Milchstraße (13,8 Milliarden Jahre ist das Universum alt) wird in 4,5 Milliarden Jahren mit der Andromeda Galaxie kollidieren, die zur Zeit ca. 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt ist und sich mit 100 km/s auf unsere Milchstraße zubewegt.