Das Volumenintegral der Divergenz eines Vektorfeldes ist gleich dem Oberflächenintegral des Vektorfeldes über eine geschlossene Oberfläche O.
In dieser Mikro-Lerneinheit lernst du die wesentlichen physikalischen Größen sowie die Grundgleichungen der Elektrodynamik kennen, ohne dass wir auf deren Herleitung (Uni-Niveau) eingehen.
Diese Lerneinheit ist mathematisch anspruchsvoll, da zeitlich veränderliche Felder mittels Werkzeuge wie Rotor und Divergenz aus der Vektor-Differentialgeometrie behandelt werden. Du solltest daher mit den Mikro-Lerneinheiten zur Vektoranalysis, der Elektrostatik und der Magnetostatik vertraut sein, ehe du die Miko-Lerneinheit Elektrodynamik beginnst.
Zunächst gehen wir auf weitere Grundlagen der Elektrodynamik wie die Lenzschen Regel, die Urspannung, das Faradaysche Induktionsgesetz, das 1. Amperesche Gesetz bzw. die Lorenzkraft auf bewegte Ladungen, sowie auf das 2. Amperesche Gesetz – das Durchflutungsgesetz – ein. Wir stellen den elektrischen Hüllenfluss und den magnetischen Hüllenfluss vor, bei denen der gaußsche Integralsatz zur Anwendung kommt.
Wir lernen die Polarisierung und die Magnetisierung kennen und beschäftigen uns mittels der 4 Maxwellgleichungen mit elektrischen und magnetischen Feldern, sowohl im stationären als auch im sich zeitlich rasch ändernden Zustand. Mit Hilfe der Integralsätze von Stokes und Gauß können die 4 Maxwellgleichungen aus der Integralform in die Differentialform gebracht werden.
Zuletzt gehen wir auf die Wellengleichung der elektromagnetischen Welle ein und geben einen Überblick über die über die Elektrodynamik hinausgehende Bedeutung der Maxwell Gleichungen.
Elektrodynamik
Erforderliches Vorwissen zum Verständnis der 4 maxwellschen Gleichungen
Nachfolgend fassen wir einige Regeln zu elektromagnetischen Feldern zusammen, die Maxwell zu den nach ihm benannten Gleichungen veranlasst haben
Lentzsche Regel
Die induzierte Feldstärke ist immer so gerichtet, dass das Magnetfeld eines in einer gedachten Leiterschleife fließenden Stroms, dem erzeugenden Magnetfeld im Eisenkern entgegen gerichtet ist. Die am Ort der Leiterschleife vorhandene elektrische Wirbelfeldstärke \(\overrightarrow E\) ist eingeprägt - sie wird nicht von der Leiterschleife kurzgeschlossen. Die lentzsche Regel liefert die Ursache für das negative Vorzeichen in der 3. maxwellschen Gleichung.
\(\mathop {{U_e}}\limits^o = \oint\limits_s {\overrightarrow E \,\,d\overrightarrow s } = - \dfrac{{d\Phi }}{{dt}} = - \dfrac{d}{{dt}}\int\limits_A {\overrightarrow B \,\,d\overrightarrow A = - \int\limits_A {\dfrac{{d\overrightarrow B }}{{dt}}\,\,d\overrightarrow A } } \)
Urspannung oder Quellenspannung
Bei der Urspannung handelt es sich um die in die Wicklungen von elektrischen Maschinen induzierte Spannung, die früher auch EMK „Elektromotorische Kraft“ genannt wurde.
- Die Urspannung ist die in den Wicklungen der Maschine induzierte Spannung, die an den Klemmen einer elektrischen Maschine anliegt, ohne Einfluss eines Stromflusses über deren Innenwiderstände.
- Die Klemmenspannung ist die Spannung, die an den Klemmen einer elektrischen Maschine anliegt, wenn sie belastet ist. Sie ist also die Spannung, die ein Generator an die Verbraucher im Netz liefert oder die externe Netzspannung, die ein Motor benötigt, damit der die Nennleistung erbringt.
Der veraltete Begriff EMK erklärt sich damit, dass die EMK mit dem Kehrwert der Ladung proportional zur coulombschen Kraft ist. Die EMK entspricht der Fähigkeit eines Systems, eine Spannung – die „Urspannung“ mit der Einheit Volt (V) - zu erzeugen.
Die Urspannung entsteht, wenn es zu einer Änderung des magnetischen Flusses durch eine Leiterschleife kommt. Dies kann auf 2 Arten geschehen:
- Bewegungsinduktion: Die magnetische Flussdichte B ist konstant, und die Spule bewegt sich darin
- Ruheinduktion: Die Spule ruht, und die magnetische Flussdichte B ändert sich zeitlich
Bildet man aus der Gleichung für die Lorentzkraft auf bewegte Ladungen
\(\overrightarrow {{F_L}} = Q \cdot \left( {\overrightarrow v \times \overrightarrow B } \right)\)
den Quotient aus Lorentzkraft und Ladung, so erhält man die elektrische Feldstärke Eb, wobei der Index „b“ für „bewegte Ladung“ steht.
\(\overrightarrow {{E_b}} = \dfrac{{\overrightarrow {{F_L}} }}{Q} = \overrightarrow v \times \overrightarrow B \)
Bewegungsinduktion eib - Spule bewegt sich
Durch die Bewegung der Spule in einem Magnetfeld B wird, zufolge der auf die beweglichen Ladungsträger des Leiters ausgeübte Lorentzkraft, eine Urspannung induziert. Das Linienintegral zwischen 2 Klemmen einer Leiterschleife heißt „induzierte Urspannung zufolge der Bewegung“. Sie entsteht, wenn das Magnetfeld B konstant bleibt, und sich darin eine Spule bewegt
\({e_{ib,12}} = \int\limits_1^2 {{E_b}\,ds} = \int\limits_1^2 {\left( {\overrightarrow v \times \overrightarrow B } \right)} \,\,ds\)
Ruheinduktion eir - Spule ruht
Durch die zeitliche Änderung des magnetischen Feldes B entsteht im ganzen umgebenden Raum ein elektrisches Wirbelfeld, wodurch eine Urspannung in die ruhende Spule induziert wird. Das Flächenintegral über alle durch die Änderung der magnetischen Flussdichte B gemäß der 2. maxwellschen Gleichung verursachten Wirbel des elektrischen Feldes E ergibt:
\({e_{ir}} = \int\limits_A {rot\overrightarrow E \cdot d\overrightarrow A } = - \int\limits_A {\dfrac{{\partial \overrightarrow B }}{{\partial t}}} \,d\overrightarrow A \)
Faradaysches Induktionsgesetz
Das faradaysche Induktionsgesetz besagt, dass jede Änderung des magnetischen Flusses \(\Phi\) durch eine verkettete Leiterschleife, egal ob diese durch die Bewegung einer Spule im Magnetfeld (Bewegungsinduktion) oder zufolge einer zeitlichen Änderung des Magnetfeldes (Ruheinduktion) verursacht ist, eine elektromotorische Kraft (EMK) bewirkt, und somit eine Urspannung induziert.
Das Faradaysche Induktionsgesetz beschreibt, wie ein sich änderndes magnetisches Feld einen elektrischen Strom in einem Leiter erzeugt und gehört daher in den Bereich der Elektrodynamik. Das „Minuszeichen“ ergibt sich zufolge der lentzschen Regel.
\({u_i} = {u_{ib}} + {u_{ir}} = - \int\limits_A {\dfrac{{d\overrightarrow B }}{{dt}}} \,d\overrightarrow A + \int\limits_1^2 {\left( {\overrightarrow v \times \overrightarrow B } \right)} \,\,ds = - \dfrac{{d\Phi }}{{dt}} = \oint\limits_A {\overrightarrow E } \,\,d\overrightarrow s \)
Es kommt dabei nicht darauf an, ob sich der mit der Spule verkettete Fluss zufolge der Bewegung der Spule oder zufolge der Änderung des magnetischen Flusses ändert.
Die Induktionswirkung kommt zustande, weil ein sich zeitlich ändernder magnetische Fluss \(\dfrac{{d\Phi }}{{dt}}\) von einem elektrischen Wirbelfeld \(\overrightarrow E\) mit geschlossenen Feldlinien umgeben ist. Die induzierte elektrische Spannung Ui ist der zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses \(\Phi\) proportional und somit ein Maß für die Stärke der Wirbel des magnetischen Feldes, also von \(\Phi\) oder \(\overrightarrow B\) Feldlinien im Eisenkreis.
1. Ampere’sches Gesetz bzw. Lorentzkraft auf bewegte Ladungen
Fließt ein Gleichstrom durch einen von 2 parallelen Leitern, so umgibt ein Magnetfeld B diesen Leiter. Dieses Magnetfeld übt auf den zweiten, von keinem Strom durchflossenen Leiter keine Kraft aus, weil dessen Ladungen ruhen.
Fließt aber zusätzlich auch durch den 2. Leiter ein Gleichstrom, und bewegen sich daher dessen Ladungen, dann geht vom Magnetfeld des 1. Leiters eine Lorentzkraft auf diese bewegten Ladungen aus.
Bei gleichorientiertem Stromfluss ziehen sich die beiden Leiter an, bei entgegengesetztem Stromfluss stoßen sie sich gegenseitig mit der Kraft F ab.
Beispiel:
Fließen die Gleichströme I1=I2 der Stärke 1A durch 2 gerade, parallele Drähte, die einen Abstand von 1m zueinander haben, so bewirkt das Magnetfeld B1 zufolge des Stromflusses I1 eine Lorentzkraft F2 an der Stelle vom 2. Leiter von 2·10-7 N/m.
\({F_2} = l \cdot {I_2} \cdot {B_1} = {\mu _0} \cdot \dfrac{{{I_1} \cdot {I_2}}}{{2\pi r}} \cdot l\) zufolge des Magnetfeldes \({B_1} = \dfrac{{{\mu _0} \cdot {I_1}}}{{2\pi \cdot r}}\)
Die Lorentzkraft stellt einen Zusammenhang zwischen einem magnetischen Feld und einer Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter bzw. dessen bewegte Ladungen dar. Die Lorentzkraft wirkt auf bewegte Ladungen im Magnetfeld und ist daher ein Phänomen der Elektrodynamik
Die Lorentzkraft wirkt senkrecht zur Bewegungsrichtung des geladenen Teilchens und senkrecht zur Richtung vom Magnetfeld. Die Lorentzkraft führt dazu, dass sich Elektronen in einem Magnetfeld auf gekrümmten Bahnen bewegen. In einem Elektromotor ist es die Lorentzkraft, die dafür sorgt, dass sich der Anker unter der Einwirkung des, von den Wicklungen im Stator ausgehenden, Magnetfelds dreht.
Lorentzkraft auf punktförmiges geladenes Teilchen
Befindet sich ein geladenes Teilchen in einem Magnetfeld, so wirkt die Lorentzkraft auf das Teilchen.
\(\overrightarrow {{F_L}} = Q \cdot \left( {\overrightarrow v \times \overrightarrow B } \right)\)
Mit FL als Lorentzkraft in N, Q als Ladung des Teilchens in C, v der Geschwindigkeit des Teilchens in m/s und B der magnetischen Flussdichte in T.
Lorentzkraft auf inkrementell kurzes Leiterstück ds
Befindet sich ein stromdurchflossener Leiterdraht in einem Magnetfeld, so ist die Höhe der Lorentzkraft FL proportional zur Stromstärke i die durch den Leiter fließt, zur Länge s des stromdurchflossenen Leiters und zur magnetischen Flussdichte B, welche die Stärke des Magnetfeldes an einem bestimmten Punkt und in eine bestimmte Richtung beschreibt.
\(d\overrightarrow F = i \cdot \left( {d\overrightarrow s \times \overrightarrow B } \right)\)
Lorentzkraft auf Leiter der Länge l
Für die gesamte Länge des Leiters aufintegriert ergibt sich wie folgt, wobei falls B senkrecht auf l steht, wie folgt vereinfacht werden kann:
\(\overrightarrow {{F_L}} = i \cdot \int\limits_0^l {\left( {d\overrightarrow s \times \overrightarrow B } \right)} = i \cdot \left( {\overrightarrow l \times \overrightarrow B } \right)\)
Durchflutungsgesetz, auch amperescher Durchflutungssatz bzw. 2. amperesches Gesetz
Der Durchflutungssatz besagt, dass in einem magnetischen Feld das Linienintegral über die magnetische Feldstärke H entlang einer in sich geschlossenen Feldlinie \(\oint\limits_s {\overrightarrow H } \,\,d\overrightarrow s \)
- stets gleich dem gesamten elektrischen Strom ist, der durch die von dieser Feldlinie gebildeten Fläche hindurchtritt \( \sum\limits_k {{I_k}} \)
- gleich – und nicht lediglich proportional - ist, der magnetischen Durchflutung Theta \(\Theta = {U_m}\)
Der Durchflutungssatz besagt, dass geschlossene magnetische Feldlinien von einem Strom durchflossen bzw. „durchflutet“ werden, bzw. umgekehrt formuliert, dass ein elektrischer Strom von geschlossenen magnetischen Feldlinien umgeben ist.
So wie im elektrischen Feld die elektrische Spannung durch Feldstärke mal Weg definiert ist, führt man auch im magnetischen Feld eine magnetische Spannung Um ein. Sie ist ein Skalar mit der Einheit Ampere (A). Die Einheit der magnetischen Durchflutung ist das Ampere (A)
\(\Theta = {U_m} = \oint\limits_s {\overrightarrow H } \,\,d\overrightarrow s = \int\limits_A {\overrightarrow S \,\,d\overrightarrow A } = \sum\limits_k {{I_k}} \)
Multipliziert man obige Gleichung mit der magnetischen Feldkonstanten im Vakuum, erhält man
\({\mu _0} \cdot \Theta = \oint\limits_s {\overrightarrow B } \,\,d\overrightarrow s = {\mu _0} \cdot \int\limits_A {\overrightarrow S \,\,d\overrightarrow A } \)
Es ist also das Linienintegral der magnetischen Flussdichte B, entlang eines geschlossenen Weges s (etwa der Windung einer Spule), proportional (mit der magnetischen Feldkonstanten bzw. der magnetischen Permeabilität) der durch die Fläche, deren Randkurve der gewählte geschlossene Weg ist, hindurchfließende, somit „durchflutende“ Gesamtstromstärke.
Anmerkung: S=J .. elektrische Stromdichte S (oft auch mit J bezeichnet - wir verwenden J jedoch für die magnetische Polarisation), ist der Quotient aus Stromstärke I und Leiterquerschnittsfläche A
Das amperesche Durchflutungsgesetz mit dem Maxwell-Ergänzungsterm – also die 4. Maxwellgleichung - besagt, dass die magnetische Feldstärke proportional zur elektrischen Stromdichte und der Änderung des elektrischen Feldes ist.
\(rot\vec H = \overrightarrow {{S_L}} + \dfrac{{d\vec D}}{{dt}}\)
Magnetische Durchflutung einer Spule mit n Windungen
\(\Theta = n \cdot I\)
Elektrischer Hüllenfluss
Der Satz vom elektrischen Hüllenfluss besagt, dass der durch eine Fläche austretende Fluss, gleich der im Volumen eingeschlossenen Ladung ist.
\(\mathop \psi \limits^o = \oint\limits_A {\overrightarrow D } \,\,d\overrightarrow A = \int\limits_V {\operatorname{div} \overrightarrow D \,\,dV} = \int \varphi \,\,dV = \sum\limits_{k = 1}^n {{Q_k}} \)
In obiger Gleichung kommt der gaußsche Integralsatz zur Anwendung.
Magnetischer Hüllenfluss
Der Satz vom magnetischen Hüllenfluss besagt, dass der durch eine Fläche austretende magnetische Fluss, auf Grund der Quellenfreiheit magnetischer Felder stets gleich Null sein muss.
\(\mathop \Phi \limits^o = \oint\limits_A {\overrightarrow B \,\,d\overrightarrow A } = \int\limits_V {\operatorname{div} \overrightarrow B \,\,dV} = 0\)
In obiger Gleichung kommt der gaußsche Integralsatz zur Anwendung.
Elektrodynamik
Die Elektrodynamik ist eine Feldtheorie für das elektrische und das magnetische Feld, wobei zu jedem Zeitpunkt t und an jedem Raumpunkt \(\overrightarrow x\) je ein Vektor \(\overrightarrow D \, - \,\overrightarrow E \, - \,\overrightarrow B \, - \,\overrightarrow H \) definiert ist. Die 4 maxwellschen Gleichungen bilden die Basis der Theorie des elektromagnetischen Feldes.
Die Elektrodynamik beschreibt einen von den 4 vektoriellen Feldgrößen \(\overrightarrow D \, - \,\overrightarrow E \, - \,\overrightarrow B \, - \,\overrightarrow H \) erfüllten Raum.
elektrisches Feld, beschrieben durch die elektrische Feldstärke und die elektrische Flussdichte
\(\vec E\left( {\vec x,t} \right){\mkern 1mu} {\text{ in }}\dfrac{{\text{V}}}{{\text{m}}}{\text{ bzw}}{\text{. }}\vec D\left( {\vec x,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{C}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}}\)
magnetisches Feld, beschrieben durch die magnetische Feldstärke und die magnetische Flussdichte
\(\vec H\left( {\vec x,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{A}}}{{\text{m}}}{\text{ bzw}}{\text{. }}\vec B\left( {\vec x,t} \right){\text{ in T}}\)
Verknüpfungsbeziehungen zwischen Flussdichten und Feldstärken
im stationären Feld:
\(\eqalign{ & \overrightarrow D = {\varepsilon _0} \cdot \overrightarrow E + \overrightarrow P \cr & \overrightarrow B = {\mu _0} \cdot \overrightarrow H + {\mu _0} \cdot \overrightarrow M = {\mu _0} \cdot \overrightarrow H + \overrightarrow J \cr} \)
im sich zeitlich rasch verändernden Feld:
\(\eqalign{ & \overrightarrow D = \varepsilon \cdot \overrightarrow E \cr & \overrightarrow B = \mu \cdot \overrightarrow H \cr} \)
Flussdichten: Mit \(\overrightarrow D {\text{ und }}\overrightarrow B \) stehen auf der linken Seite der Gleichung Flussdichten. Bei gegebener Flussdichte ist die Feldstärke umso größer, je kleiner die entsprechende Leitfähigkeit ist.
Feldstärken: Mit \(\overrightarrow E {\text{ und }}\overrightarrow H \) stehen auf der rechten Seite der Gleichungen Feldstärken. Bei gegebener Feldstärke ist die Flussdichte umso größer, je höher die entsprechende Leitfähigkeit ist.
Während \(\overrightarrow E {\text{ und }}\overrightarrow B \) ein Maß für die Stärke des Feldes (Intensitätsgröße) sind, ist die dielektrische Verschiebung \(\overrightarrow D \) bzw. die magnetische Erregung \(\overrightarrow H \) ein Maß für das Ausmaß der Wirkung des Feldes (Quantitätsgröße) auf ein konkretes Medium.
3 Materialgleichungen
Die 4 Feldgrößen \(\overrightarrow D \, - \,\overrightarrow E \, - \,\overrightarrow B \, - \,\overrightarrow H \) sind durch 3 Materialgleichungen mittels elektrischer bzw. magnetischer Feldkonstante und mittels der elektrischen Leitfähigkeit mit einander verknüpft:
\(\overrightarrow S = \kappa \cdot \overrightarrow E\) …\(\kappa\) = Konduktivität = elektrische Leitfähigkeit ("Kappa") \(\left[ \kappa \right] = \dfrac{A}{{Vm}}\)
\(\overrightarrow B = \mu \cdot \overrightarrow H\) … \(\mu\) = Permeabilität = magnetische Feldkonstante ("Mü") \(\left[ \mu \right] = \dfrac{{Vs}}{{Am}}\)
\(\overrightarrow D = \varepsilon \cdot \overrightarrow E\) … \(\varepsilon\) = Permittivität = elektrische Feldkonstante ("Epsilon") \(\left[ \varepsilon \right] = \dfrac{C}{{Vm}}\)
Ohmsches Gesetz des stationären Strömungsfeldes
\(\overrightarrow S = \kappa \cdot \overrightarrow E \)
Anmerkung: Die elektrische Stromdichte S wird auch oft mit J bezeichnet. Wir verwenden J aber für die magnetische Polarisation.
Die elektrische Stromdichte S ist der Quotient aus Stromstärke I und Leiterquerschnittsfläche A
\(\left[ S \right] = \dfrac{{\left[ {\text{I}} \right]}}{{\left[ {\text{A}} \right]}}{\text{ = }}\dfrac{{\text{A}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}}\)
Die elektrische Leitfähigkeit ("Kappa") \(\left[ \kappa \right] = \dfrac{{\text{A}}}{{{\text{Vm}}}}\) repräsentiert die "Reibung" der bewegten Ladungsträger am Ionengitter des Leitermaterials.
Polarisation und Magnetisierung
Elektrische Polarisation P
Unter elektrischer Polarisation versteht man eine Ladungsverschiebung in einem nichtleitenden Material, welche durch ein äußeres elektrisches Feld verursacht wird.
Anmerkung: Influenz hingegen bedeutet Ladungsverschiebung in einem leitenden Material durch ein äußeres elektrisches Feld.
\(\vec P\left( {\vec x,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{C}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}} = \dfrac{{{\text{A}} \cdot {\text{s}}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}}\)
\(\eqalign{ & \overrightarrow P = {\chi _{el}} \cdot {\varepsilon _0} \cdot \overrightarrow E \cr & \overrightarrow D = {\varepsilon _0} \cdot \overrightarrow E + \overrightarrow P \cr} \)
Mit \({\chi _{el}}\) (sprich „Chi“) als elektrische Suszeptibilität, einer dimensionslosen Materialkonstante, die angibt, wie stark sich ein Material unter dem Einfluss eines äußeren elektrischen Feldes polarisiert.
Magnetische Polarisation J
Unter magnetischer Polarisation versteht man die Ausrichtung von magnetischen Dipolen bzw. magnetischen Momenten in einem Material, welche durch ein äußeres magnetisches Feld verursacht wird. Magnetische Momente können parallel oder antiparallel zum äußeren Magnetfeld ausgerichtet sein. Ohne magnetische Polarisation gäbe es keine Magnetisierung.
\(\vec J\left( {\vec x,t} \right){\text{ in T bzw}}{\text{. }}\dfrac{{{\text{V}} \cdot {\text{s}}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}}{\text{ bzw}}{\text{. }}\dfrac{{{\text{Wb}}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}}\)
\(\eqalign{ & \overrightarrow B = {\mu _0}\overrightarrow H + {\mu _0}\overrightarrow M = {\mu _0}\overrightarrow H + \overrightarrow J \cr & \overrightarrow J = {\mu _0}\overrightarrow M \cr} \)
Magnetisierung M
Die Magnetisierung beschreibt die Entstehung eines makroskopischen Magnetfeldes zufolge des Umlaufs und der Rotation (Spin) von Elektronen auf ihren Elektronenbahnen. Sie ist ein Maß für die Stärke des magnetischen Feldes, welches durch magnetische Momente erzeugt wird.
\(\vec M\left( {\vec x,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{A}}}{{\text{m}}}\)
\(\overrightarrow M = {\chi _{mag}} \cdot \overrightarrow H \)
Mit \({\chi _{mag}}\) (sprich „Chi“) als magnetische Suszeptibilität, die angibt, wie das Verhältnis von Magnetisierung zur magnetischen Feldstärke ist. Ihre Einheit ist m³/kg. Die magnetische Suszeptibilität kann je nach Material positiv (magnetische Momente verstärken das äußere Magnetfeld), negativ oder null sein.
Stokesscher Satz und Gaußscher Satz
Mit Hilfe der Integralsätze von Stokes und Gauß können die 4 Maxwellgleichungen aus der Integralform in die Differentialform gebracht werden.
Satz von Stokes - Stokesscher Integralsatz
Der stokessche Integralsatz erleichtert die Integration, indem er ein Flächenintegral auf ein Linienintegral zurückführt.
Der Satz von Stokes besagt, dass das Integral über den Rotor eines Vektorfeldes über eine geschlossene Fläche A, gleich dem Linienintegral des Vektorfeldes über die Randkurve K der Fläche ist.
\(\begin{array}{*{20}{l}} {\int\limits_A {\left( {\vec \nabla \times \vec E} \right)} \cdot d\vec A = \oint\limits_{\partial A} {\vec E \cdot d\vec s} }\\ {\int\limits_A {\left( {\vec \nabla \times \vec H} \right)} \cdot d\vec A = \oint\limits_{\partial A} {\vec H \cdot d\vec s} } \end{array}\)
Satz von Gauß - Gaußscher Integralsatz
Der gaußsche Integralsatz erleichtert die Integration, da er ein Volumenintegral auf ein Flächenintegral zurückführt.
Der Satz von Gauß besagt, dass das Integral über die Divergenz eines Vektorfeldes innerhalb eines Volumen V, gleich dem Oberflächenintegral des Vektorfeldes über die Oberfläche A des betrachteten Volumens ist.
Allgemein bezeichnet man ein Flächenintegral über eine Vektorgröße als Fluss. Daher kann man auch formulieren:
Der Satz von Gauß stellt einen Zusammenhang zwischen der Divergenz eines Vektorfeldes in einem beliebigen Volumen V und dem Fluss des Feldes durch die Oberfläche A des betrachteten Volumens dar.
\(\begin{array}{*{20}{l}} {\int\limits_V {\left( {\vec \nabla \circ \vec B} \right)} \cdot dV = \oint\limits_A {\vec B} \cdot d\vec A}\\ {\int\limits_V {\left( {\vec \nabla \circ \vec D} \right)} \cdot dV = \oint\limits_A {\vec D} \cdot d\vec A} \end{array}\)
Für die Ladung q als Volumenintegral der Ladungsdichte \(\rho \) gilt:
\(q = \int\limits_V {\rho \cdot dV} \)
Die 4 Maxwell Gleichungen
Die 4 Maxwell Gleichungen bilden zusammen mit der Lorenzkraft das Fundament der Elektrodynamik.
Es handelt sich dabei um ein System auf partiellen Differentialgleichungen unter Verwendung der Operatoren div = Divergenz bzw rot = Rotation bzw. Nabla,
- für das elektrische Feld \(\vec E\left( {\vec x,t} \right){\mkern 1mu} {\text{ in }}\dfrac{{\text{V}}}{{\text{m}}}{\text{ bzw}}{\text{. }}\vec D\left( {\vec x,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{C}}}{{{{\text{m}}^{\text{2}}}}}\)
- für das magnetische Feld \(\vec H\left( {\vec x,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{A}}}{{\text{m}}}{\text{ bzw}}{\text{. }}\vec B\left( {\vec x,t} \right){\text{ in T}}\)
- für die Ladungsdichte \(\overrightarrow \rho \left( {\overrightarrow x ,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{C}}}{{{{\text{m}}^{\text{3}}}}}\)
- für den Stromdichtevektor \(\overrightarrow {{S_L}} \left( {\overrightarrow x ,t} \right){\text{ in }}\dfrac{{\text{A}}}{{{{\text{m}}^2}}}\)
Es treten dabei die
- elektrische Feldkonstante \({\varepsilon _0} = 8,854187817662 \cdot {10^{ - 12}}\dfrac{{{{\text{C}}^{\text{2}}}}}{{{\text{N}}{{\text{m}}^{\text{2}}}}}\)
- magnetische Feldkonstante \({\mu _0} = 4 \cdot \pi \cdot {10^{ - 7}}\dfrac{{N{s^2}}}{{{C^2}}}\)
auf, die folgenden Zusammenhang zur Lichtgeschwindigkeit c haben:
\({c_0} = \dfrac{1}{{\sqrt {{\varepsilon _0} \cdot {\mu _0}} }} \simeq 2,992 \cdot {10^8}\dfrac{{{\text{km}}}}{{\text{s}}}\)
Man unterscheidet folgende 4 Formen der Maxwellgleichungen:
nach der Art des Feldes:
- stationäres Feld: Die stationären Maxwellgleichungen gelten für zeitunabhängige Felder. Es kann das E und das B-Feld unabhängig voneinander betrachtet werden
- zeitlich rasch veränderliches Feld: Die dynamischen Maxwellgleichungen gelten auch für sich zeitlich rasch veränderliche Felder und sind eine Vervollständigung der statischen Maxwellgleichungen. Diese Formulierung der Maxwellgleichungen stellt ein System gekoppelter Differentialgleichungen dar.
nach der Schreibweise:
- Differentialform: Die Differentialform der Maxwellgleichungen geht von Wirbel- und Quellendichte, also von D, B aus.
- Integralform: Die Integralform der Maxwellgleichungen geht von Wirbel- und Quellenstärke also E, H aus.
1. Maxwellgleichung
Das Gaußsche Gesetz für elektr. Felder beschreibt den Zusammenhang zwischen elektr. Ladung im Raum und der Stärke des elektrischen Feldes. Die erste Maxwellgleichung besagt, dass Ladungen Q die Quellen des elektrischen Feldes sind.
1. Maxwellgleichung in Differentialform im statischen Feld
\(\nabla \cdot \overrightarrow D = div\overrightarrow D = \varphi _{wahr}^{el}\)
1. Maxwellgleichung in Differentialform im zeitlich veränderlichen Feld
\(\nabla \cdot \overrightarrow D = div\overrightarrow D = \varphi _{wahr}^{el}\)
1. Maxwellgleichung in Integralform
\(\oint\limits_A {\overrightarrow D } \,\,d\overrightarrow A = Q\)
2. Maxwellgleichung
Das Gaußsche Gesetz für magnetische Felder besagt, dass es keine magnetischen Monopole gibt. Die zweite Maxwellgleichung besagt, dass magnetische Felder immer quellenfrei sind. Es gibt keine magnetischen Ladungen und keine magnetischen Monopole. Magnetische Feldlinien sind entweder in sich geschlossen oder sie winden sich unendlich, ohne in sich zurückzulaufen. Der magnetische Fluss durch jede geschlossene Hüllfläche wird zu Null.
2. Maxwellgleichung in Differentialform im statischen Feld
\(\nabla \cdot \overrightarrow B = div\overrightarrow B = 0\)
2. Maxwellgleichung in Differentialform im zeitlich veränderlichen Feld
\(\nabla \cdot \overrightarrow B = div\overrightarrow B = 0\)
2. Maxwellgleichung in Integralform
\(\oint\limits_A {\overrightarrow B } \,\,d\overrightarrow A = 0\)
3. Maxwellgleichung
Das Faradaysches Induktionsgesetz
\( - \int\limits_A {\dfrac{{\partial \overrightarrow B }}{{\partial t}}} \,d\overrightarrow A + \int\limits_1^2 {\left( {\overrightarrow v \times \overrightarrow B } \right)} \,\,ds = - \dfrac{{d\Phi }}{{dt}}\)
besagt, dass jede Änderung des magnetischen Flusses \(\Phi \) durch eine verkettete Leiterschleife, egal ob diese durch die Bewegung einer Spule im Magnetfeld (Bewegungsinduktion) oder zufolge einer zeitlichen Änderung des Magnetfeldes (Ruheinduktion) verursacht ist, eine elektromotorische Kraft (EMK) bewirkt, und somit eine Urspannung induziert.
3. Maxwellgleichung in Differentialform im statischen Feld
\(\nabla \times \overrightarrow E = rot\overrightarrow E = 0\)
3. Maxwellgleichung in Differentialform im zeitlich veränderlichen Feld
\(\nabla \times \overrightarrow E = rot\overrightarrow E = - \dfrac{{\partial \overrightarrow B }}{{\partial t}}\)
3. Maxwellgleichung in Integralform
\(\oint\limits_s {\overrightarrow E \,\,d\overrightarrow s } = - \int\limits_A {\dfrac{{d\overrightarrow B }}{{dt}}} \,\,d\overrightarrow A \)
4. Maxwellgleichung
Der Durchflutungssatz
\(\Theta = \oint\limits_s {\overrightarrow H } \,\,d\overrightarrow s = \int\limits_A {\overrightarrow S \,\,d\overrightarrow A } = \sum\limits_k {{I_k}} = {U_m}\)
beschreibt den Zusammenhang zwischen der magnetischen Durchflutung Theta und dem verursachenden Strom S. Er besagt, dass geschlossene magnetische Feldlinien von einem Strom durchflossen bzw. „durchflutet“ werden, bzw. umgekehrt formuliert, dass ein elektrischer Strom von geschlossenen magnetischen Feldlinien umgeben ist.
Das Amperesche Durchflutungsgesetz mit dem Maxwell-Ergänzungsterm besagt, dass die magnetische Feldstärke proportional zur elektrischen Stromdichte und der Änderung des elektrischen Feldes ist.
4. Maxwellgleichung in Differentialform im statischen Feld
\(\nabla \times \overrightarrow H = rot\overrightarrow H = \overrightarrow {{S_L}} \)
4. Maxwellgleichung in Differentialform im zeitlich veränderlichen Feld
\(\nabla \times \overrightarrow H = rot\overrightarrow H = \overrightarrow {{S_L}} + \dfrac{{\partial \overrightarrow D }}{{\partial t}}\)
4. Maxwellgleichung in Integralform
\(\oint\limits_s {\overrightarrow H } \,\,d\overrightarrow s = \overrightarrow I + \int\limits_A {\dfrac{{d\overrightarrow D }}{{dt}}} \,\,d\overrightarrow A \)
Anmerkung: Die elektrische Stromdichte S wird auch oft mit J bezeichnet. Wir verwenden J aber für die magnetische Polarisation.
Wellengleichung der elektromagnetischen Welle
Veränderliche elektrische und magnetische Felder erzeugen einander gegenseitig. Die Lösungen der nachfolgend beschriebenen Wellengleichung für das elektrische und das magnetische Feld beschreiben die Ausbreitung von elektromagnetischen Feldern als Wellen mit Lichtgeschwindigkeit im Vakuum. Aus diesen Wellengleichungen ist die Kopplung zwischen E und B im Unterschied zu den Maxwell Gleichungen jedoch nicht mehr ersichtlich.
\(\eqalign{ & \dfrac{{{\partial ^2}\overrightarrow E }}{{\partial {t^2}}} = {c^2} \cdot \Delta \overrightarrow E = \dfrac{1}{{{\mu _0}{\varepsilon _0}}} \cdot \Delta \overrightarrow E \cr & \dfrac{{{\partial ^2}\overrightarrow B }}{{\partial {t^2}}} = {c^2} \cdot \Delta \overrightarrow B = \dfrac{1}{{{\mu _0}{\varepsilon _0}}} \cdot \Delta \overrightarrow B \cr} \)
Bedeutung der Maxwell-Gleichungen geht über die Elektrodynamik hinaus
Die elektromagnetische Wechselwirkung ist neben der Gravitation sowie der starken- bzw. schwachen Wechselwirkung eine der 4 fundamentalen Wechselwirkungen der Physik.
Ursprünglich waren die elektrische und die magnetische Wechselwirkung getrennt, doch mit den 4 Maxwell Gleichungen gelang es, diese beiden Wechselwirkungen zur elektromagnetischen Wechselwirkung zusammen zu fassen.
Maxwell beschrieb wie elektrische und magnetische Felder durch Ladungen und Ströme erzeugt werden und wie sie sich bei zeitlicher Veränderung gegenseitig bedingen.
Dies führte zunächst
- 1873 zu einer Vereinheitlichung elektrischer und magnetischer Phänomene,
- zur Vorhersage der elektromagnetischen Welle durch Hertz 1886, weiters
- zur Herleitung der speziellen Relativitätstheorie 1905 durch Einstein, weiters
- 1940 zur Quantenelektrodynamik und durch
- Einbeziehung der schwachen Wechselwirkung 1964 zur elektroschwachen Wechselwirkung.
Indem auch noch die starke Wechselwirkung eingebunden wurde, entstand das Standardmodell der Teilchenphysik, welches seit der Entdeckung des Higgs-Bosons 2012 als abgeschlossen gilt.
Sollte es zukünftig gelingen auch noch die Gravitation und somit die Allgemeine Relativitätstheorie mit einzubeziehen, hätte man alle 4 fundamentalen Wechselwirkungen in einer Quantengravitationstheorie vereint. Die heute vielversprechendsten Ansätze dafür sind die Supersymmetrie und die Stringtheorie.